Das Geschäft mit dem flüssigen Gold – wie vermarkte ich meinen Honig?
Bienenvölker können über den eigenen Imker-Bedarf hinaus sehr viel Honig produzieren. Mit nur einem Bienenvolk erwirtschaften Sie jährlich etwa 20 bis 30 Kilo.
Bei fünf Bienenvölkern wären dies bereits 100 - 150 Kilo im Jahr. Abgefüllt hätte man dann ca. 200 - 300 Gläser Honig im Haus, die man unmöglich alleine auslöffeln kann. Da liegt es also auf der Hand, seinen Honig zu verkaufen. Das macht natürlich Sinn, da beim Imkern einige Kosten anfallen, die damit vielleicht etwas abgedeckt werden könnten.
Neben anderen Imkern, Supermärkten, Bioläden und Marktständen sind Sie jedoch nicht der einzige Imker, der seinen Honig zum Verkauf anbietet. Die Konkurrenz ist groß. Deshalb brauchen Sie eine langfristige Marketingstrategie.
Nachfolgend ein paar wertvolle Tipps, wie Sie Ihren Honig erfolgreich vermarkten können.
1. Die Konkurrenz
Machen Sie sich ein Bild über Ihre Konkurrenz in der näheren Umgebung. Gibt es bereits Imker in unmittelbarer Nähe? Wenn ja, informieren Sie sich über Produkte und Preise, schauen Sie sich deren Internetauftritte an oder gehen Sie dorthin, wo die Produkte Ihrer Konkurrenz verkauft werden. Inspizieren Sie vorhandene Labels und Logos auf den Honiggläsern, denn Ihre müssen anders, im Idealfall besser aussehen! Das Gleiche gilt für Supermärkte, Bioläden und Marktstände in Ihrer Umgebung. Checken Sie alles ab, denn nur so können Sie mit Einzigartigkeit punkten.
Es ist auch kein Fehler, einem direkten Konkurrenten inkognito ein Gläschen Honig abzukaufen. Aber nur, damit Sie feststellen werden: Ihrer schmeckt sowieso viel besser!
2. Glauben Sie an die Einzigartigkeit Ihres Honigs
Genau: Ihr Honig ist der Beste der Welt! Möglich, dass dies etwas übertrieben klingen mag. Aber wenn Sie das nicht glauben, brauchen Sie gar nicht erst anfangen, Ihren Honig zu vermarkten.
Doch was ist nun an ihrem Honig so charakteristisch? Machen Sie sich hierzu Notizen, denn dies hilft später für die Angaben auf Ihrem Honigetikett. Ist er besonders samtig, cremig, blumig? Ist die Region, in der er entsteht, außergewöhnlich? Am besten Sie führen mit Familienmitgliedern, Freunden und Bekannten eine Honigprobe durch und überlegen, was Ihren Honig so spezifisch macht. Geschmäcker sind bekanntlich verschieden und Sie werden sehen, wie viel unterschiedliche Meinungen Sie erhalten werden.
3. Ihr Erkennungszeichen: das Honigetikett
Denken Sie daran: Kunden kaufen mit den Augen. Je ansprechender das Label auf dem Glas, desto kauffreudiger wird der Kunde. Auch wichtig: Ihr Kunde nimmt Ihr Honigglas mit nach Hause und es steht höchstwahrscheinlich öfter auf dessen Frühstückstisch. Gerne nimmt man sein Frühstück oder Brunch auch mal mit der Verwandtschaft oder mit Freunden ein. Wenn da nun ein richtig ausgechecktes und ansprechendes Label angebracht ist, dann macht das auch andere neugierig!
Ihren Honig also einfach ins DIB Glas abzufüllen und gut ist? Eher schlecht fürs erfolgreiche Marketing. Hier braucht es Kreativität, um effektiv verkaufen zu können. Als Imker haben Sie Fachkenntnisse rund um die Bienenpflege. Und das braucht schon ein enormes und umfangreiches Wissen. Wenn Sie also nicht auch noch nebenbei Grafikdesign studiert haben, lassen Sie den Fachmann ran. Das professionelle Aussehen von Labelgestaltung, Logos und Flyern ist enorm wichtig für Ihren Kauferfolg. Dabei müssen Sie natürlich keine hoch professionelle und teure Agentur beauftragen. Im besten Fall gibt es vielleicht in Ihrem Bekanntenkreis einen Grafikstudenten oder eine Bekannte, die Jemanden kennt, der sich mit Grafik auskennt und einen Freundschaftspreis anbietet. Außerdem gibt es Plattformen wie etwa designenlassen.de oder dasauge.de. Hier finden Sie garantiert den ein oder anderen Experte, der Ihnen einen günstigen Preis für das Entwickeln Ihres individuellen Logos oder Labels anbietet.
Auch viele junge Grafiker, die sich neu selbstständig gemacht haben, suchen nach Referenzen. Scheuen Sie sich nicht, fragen Sie nach einem Referenzauftrag. Auch Fachschulen für Grafik-Design suchen immer Projekte für Ihre Schüler. Fragen Sie dort nach, ob gerade Bedarf besteht.
Sie wollen sich doch selbst ans Designen wagen? Gute Vorlagen können Sie hier individualisieren:
Vergessen Sie aber nicht die Vorgaben für das Honig-Etikett! Folgende Angaben gelten als verpflichtend:
- Die Verkehrsbezeichnung, also der Begriff „Honig“, der durch die Sorte oder eine kleine Präzisierung wie „Blüten-“ ergänzt werden darf
- Das Ursprungsland in Form der Bezeichnungen „Deutscher Honig“ oder „Herkunftsland Deutschland“ oder „Honig aus Deutschland“
- Name und Anschrift des Imkers oder Honigverkäufers
- Die Füllmenge, deren Schriftgröße mindestens vier Millimeter groß sein muss,
- Das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD)
- Eine Loskennzeichnung zur Rückverfolgbarkeit. Entfallen kann die Loskennzeichnung, wenn auf dem Etikett ein tagesgenaues MHD angegeben ist.
Natürlich müssen Sie auf Ihrem Honigetikett lediglich Ihren Namen angeben. Wenn Sie jedoch Ihren Honigprodukten einen zusätztlichen guten Markennamen verpassen, bleibt dieser in den Köpfen der Menschen hängen und Ihr Produkt hebt sich aus der Masse ab. Markenname und Honigprodukt sind dann für immer miteinander verbunden und erhalten somit einen Wiedererkennungswert.
Und hier sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt: Beachten Sie jedoch unbedingt, welche Markennamen es schon gibt und geschützt sind.
4. Verkaufsstrategien erarbeiten
Jetzt haben Sie Ihren perfekten Honig strategisch toll verpackt, idealerweise eigene Flyer oder Beiblätter drucken lassen, vielleicht auch schon eine eigene Homepage und ein Honig-Verkaufschild vor der Türe?
Perfekt! Trotzdem weiß noch niemand, dass es bei Ihnen den besten Honig der Welt gibt.
Jetzt gilt es die Werbetrommel ordentlich zu rühren.
Fangen Sie klein an: Informieren Sie sämtliche Nachbarn, Kollegen, Freunde, Bekannte, dass es bei Ihnen Honig zu kaufen gibt. Verteilen Sie Ihre Flyer an alle bekannten Personen und bitten diese um Weiterverteilung an deren Bekannte, Verwandte und Freunde.
Gehen Sie in nächstgelegene Bäckereien, Lebensmittelläden oder sonstige Geschäfte und fragen Sie, ob Sie ihre Flyer auslegen dürfen. Empfehlenswert sind besonders kleinere Läden in Ihrer Umgebung. Mit ein bisschen Glück, könnten dies auch Ihre neuen Groß-Abnehmer werden. Vergessen Sie dabei nicht türkische und griechische Lebensmittelhändler.
Verkauf an der Haustüre oder doch mehr?
Das war es im Kleinen, jetzt wird es umfangreicher: Im Internet können Sie auf verschiedenen Seiten Ihren Honig zum Versand anbieten. Zum Beispiel bietet nearbees.de die Möglichkeit, Honig bequem und zeitsparend zu vermarkten und mit neuen und potenziellen Käufern in Kontakt zu treten.
Natürlich können Sie auch einen eigenen Versand anbieten, wenn Sie bereit sind, einen Online- Shop einzurichten und ein Versandsystem zu organisieren. Was allerdings enorm zeitaufwändig ist und für den Kunden hohe Versandkosten mit sich bringen kann.
Wenn Sie dafür Zeit haben, fragen Sie, ob es Kapazitäten für einen Honigstand auf Ihrem lokalen Wochenmarkt gibt. Hierzu kann man sich Antragsformulare im Internet downloaden. Auch Weihnachtsmärkte bieten sich hierfür an. Diese Märkte haben den großen Vorteil, einen schnellen Bekanntheitsgrad zu erlangen. Bieten Sie an Ihrem Stand Mehrwert, wie beispielsweise eine Verkostung Ihres Honigs und weitere Imkereiprodukte an.
Eine sehr lukrative Maßnahme ist, Firmen anzurufen oder anzuschreiben. Suchen Sie sich mehrere Unternehmen aus Ihrer Region und bieten Sie Ihren Honig in kleineren Gebinden als Werbegeschenk an. Firmen brauchen immer kleine Give-aways für Kunden oder Mitarbeiter. Bieten sie hierfür extra Labels an, beispielsweise mit kleinen Grußkarten an Ihrem Produkt. Wenn Sie hier richtig agieren, müssen Sie vielleicht sogar im nächsten Jahr mehr Honig produzieren, als sie denken. Auch hier sollte besonders an die Professionalität gedacht werden, um etwa personalisierte Labels, bzw. Grußkarten vom Fachmann zu erstellen.
5. Versuchen Sie es auch mit Social media
Warum das auch noch? Viele junge Menschen tummeln sich auf Instagram und suchen dort ständig nach tollen Angeboten und Dienstleistern aus ihrer Region. Ein Instagram-Account für Ihre Werbung muss daher kein Fehler sein. Es ist nicht wichtig, daraus ein großes Projekt zu machen. Hauptsache, man ist mit ein paar Produktbildern präsent. Lassen Sie sich bei der Arbeit filmen, zeigen Sie Ihre Produkte. Hier können Sie fast nichts falsch machen. Sicher ist ein Instagram-Account mit einem gewissen Zeitaufwand verbunden, kann sich aber lohnen und sogar Spaß machen. Vielleicht gibt es ja in Ihrer Verwandtschaft jemanden, der sich dafür bereit erklärt.
6. Eine Honigverkostung organisieren
Eine gute Maßnahme, seinen Honig bekannter zu machen, ist, eine Honigverkostung durchzuführen. Da sollte man jedoch nicht die Vorbereitung unterschätzen. Wie viele Honigsorten habe ich? Wo und wie präsentiere ich meinen Honig? Was reiche ich zu meinem Honig?
Hilfreich ist es, sich Partner zu suchen, die Vinothek oder ein Café am Ort beispielsweise. Möglichst so, dass man auch personelle Unterstützung hat. Je stilvoller und wertiger das Ganze stattfindet, umso besser.
7. Bienenpatenschaften anbieten
Patenschaften sind stark im Trend und werden gerne verschenkt. Eine Bienenpatenschaft erfordert zwar etwas Organisation (Urkunden erstellen, turnusmäßig Honig verschicken und somit Adressen verwalten und personalisierte Labels oder Briefe verschicken), kann aber Ihren Bekanntheitsgrad und den Honigverkauf enorm steigern.
8. Kooperieren Sie mit anderen Imkern – Gründung einer Honiggemeinschaft
2005 startete die Aktion „Honiggemeinschaft Regionaler Imker“. Eine solche Honiggemeinschaft ist ein Zusammenschluss mehrerer regional ansässiger Hobbyimker zur Verbesserung ihrer Vermarktung. Die Honiggemeinschaft akquiriert dazu Möglichkeiten der gemeinschaftlichen vereinsübergreifenden Vermarktung über zentrale Verkaufspunkte wie Supermärkte, Einzelhandel oder Wochenmärkte und garantiert durch ihre Mitglieder die dazu erforderlichen Mengen. Sie kann von Vereinen oder von Einzelnen ausgehen, sollte aber vereinsübergreifend angelegt sein. Meist haben die beteiligten Imker 5 bis 20 Völker. Über 25 Völker sollten es nicht sein. Mit dieser Begrenzung soll erreicht werden, dass die Unterstützung möglichst vielen Kleinimkern zugute kommt.
Weitere Informationen finden Sie in diesem Leitfaden
Falls der Link nicht funktioniert:
9. Kundenbindung und Mehrwert
Die Kundenbindung ist einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren für eine langfristige Sicherung Ihres Verkaufserfolges. Wiederkehrende Kunden können zudem weitere Kunden generieren. Die Basis hierfür ist der direkte Dialog zum Käufer. Merkt man sich dessen Vorlieben, ist dies eine besondere Wertschätzung. Fragen Sie Ihre Kunden beispielsweise, ob sie an weiteren Bienenprodukten interessiert sind und checken Sie so den Bedarf und die Nachfrage ab. Durch die Schaffung von Alleinstellungsmerkmalen, d. h. einzigartige oder seltene Produkte im Sortiment zu haben, bekommen Ihre Kunden ein breiteres Angebot und somit einen Mehrwert.
Auch die Einführung von Rabattkarten führt zu immer wiederkehrenden und treuen Käufern. Beachten Sie dabei, die Rabattkarten so zu gestalten, dass diese in einem Portemonnaie Platz finden. So hat der Kunde diese immer bei sich und wird an die Treueaktion erinnert. Diese Aktionen können vielfältig sein, in der Regel beziehen sie sich auf ein bestimmtes Mengenverhältnis zwischen gekauften und geschenkten Produkten.
Aber auch besondere Zertifizierungen, wie zum Beispiel die Anerkennung als Bioimkerei, kann ein Alleinstellungsmerkmal sein und mehr Verkaufspotenzial mit sich bringen.
Bieten Sie auch saisonalen Mehrwert an: Beispielsweise zur Weihnachts- oder Osterzeit Geschenkkörbe mit Bienenprodukten. Entwickeln Sie Rezepte mit Honig und geben Sie diese an Ihre Kunden weiter. Besorgen Sie sich für Ihre Kundschaft kleine saisonale Give-aways, wie beispielsweise Honigbonbons für den Herbst und Winter, bienenfreundliche Samentütchen oder Samenbomben für den Frühling und Sommer. Schauen Sie sich auf dem Imkermarkt um, Sie werden hierfür etliche Bienenprodukte zur Auswahl finden. Apropos: Denken Sie nicht nur an Ihre erwachsene Kundschaft. Auch Kinder sind begeisterte Abnehmer von kleinen Geschenken und drängen bald darauf wieder zum „Honigmann“ oder zur „Honigfrau“ gehen zu dürfen.
Wir freuen uns, wenn Ihnen unsere Tipps weiterhelfen und wünschen Ihnen viel Erfolg bei der Vermarktung Ihrer Imkerei-Produkte.