Unermüdliche Bestäuberinnen
Etwa ein Drittel der weltweiten Nahrungsmittelproduktion wird von der Bestäubung beeinflusst. Unsere Ernte ist also abhängig von der Bestäubung der Honigbienen. Das weiß inzwischen wohl jedes Kind. Dass sich aber auch die Wildbienen an der Bestäubung beteiligen und diese sogar effektiver dabei sind, berichtet ein internationales Forscherteam in der Zeitschrift „Science“.
Die Forscher wollten es wissen: Können Honigbienen die Bestäubung von Massentrachten wie beispielsweise Raps, Mais und Obstplantagen alleine gewährleisten oder spielen Wildbienen und andere Insekten bei der Bestäubung ebenfalls eine Rolle?
Zu diesen Forschungszwecken wurden in 19 Ländern etwa 600 Anbauflächen untersucht und ausgewertet. Protokolliert wurden Häufigkeit und Artenvielfalt der blütenbesuchenden Insekten sowie der Fruchtansatz zur Ernte. Die Ergebnisse waren erstaunlich. Die Auswertung zeigte, dass Wildbienen und andere Insekten wie beispielsweise die Schwebfliege einen wesentlichen Beitrag zur Bestäubung leisten und dabei sogar effizienter sind als die Honigbienen. Demnach stimmt die weitverbreitete Annahme nicht, dass „domestizierte“ Honigbienen zur Bestäubung ausreichen würden.
Weltweit sind 30 000 Wildbienenarten bekannt, darunter in Deutschland etwa 550. Diese Wildbienen sichern mit den Honigbienen zusammen höhere Erträge bei der Ernte. Die Forschungen ergaben, dass 100 Honigbienen mit 50 Wildbienen eine höhere Bestäubungsquote liefern als 150 Honigbienen. Auch warum das so ist, wurde von den Wissenschaftlern belegt: Nach ersten Erkenntnissen sammeln Wildbienen keine größeren Mengen der Pollen, sondern sie wählen qualitativ hochwertigeres Material aus. Der Forschungsgruppe zufolge sichern Honigbienen lediglich einen Grundbetrag der Ernte. Zusammen mit den wilden Insekten würde die Ernte viel ertragreicher ausfallen.
Ein weiteres Beispiel, dass man Wildbienen und andere Insekten wie Käfer und somit die Artenvielfalt schützen muß um die Nahrungssicherheit der Weltbevölkerung zu gewährleisten. Leider ist der Lebensraum der Wildbienen unter anderem durch die industrielle Landwirtschaft nicht mehr ausreichend. Hier ist ein Umdenken dringend nötig. Nicht nur in der Landwirtschaft. Wie wir den Wildbienen helfen können, berichteten wir bereits in unserem Artikel „Artenschutz geht uns alle an“.
Honig- und Wildbienen– die Unterschiede
Was gibt es sonst noch für Unterschiede zwischen Wildbienen und Honigbienen? Wir haben nachfolgend ein paar Fakten zusammengestellt: Im Gegensatz zu den Staaten bildenden Honigbienen sind die wilden Vertreter meist Einzelgänger. Mit Ausnahme der Hummeln, die übrigens auch zur Familie der Bienen gehören, und einigen Furchenbienen.
Das Lebensalter der Wildbienen beträgt lediglich vier bis sechs Wochen. Honigbienen, die im September geboren werden, die sogenannten Winterbienen, erreichen ein stolzes Alter von etwa sechs Monaten und überwintern in ihrem Volk. Wildbienen überleben den Winter dagegen nicht.
Solitäre Wildbienen haben kein Staatsoberhaupt. Alle Weibchen sind gleich und unabhängig. Die weiblichen Vertreter sind deshalb auch selbst für die Fortpflanzung verantwortlich. Sie müssen viele Eier ablegen, um ihre Art zu erhalten. Deshalb sind Wildbienenweibchen sofort nach dem Schlupf geschlechtsreif.
Auch die Paarung läuft anders ab als beim Hochzeitsflug der Honigbbienenkönigin. Selbst innerhalb der Wildbienenarten gibt es hier unterschiedliche Vorgehensweisen. Entweder kommen die Männchen (die meisten schlüpfen etwas früher aus dem Nest als die Weibchen) den Weibchen entgegen, indem sie sich zu den schlüpfenden Weibchen durchgraben oder sie warten, bis die geschlüpften Weibchen den Nistplatz verlassen. Oder aber Männchen und Weibchen treffen sich auf Blütenpflanzen und paaren sich dort.Eine Königin im Honigbienenvolk kann bis zu 2.500 Eier pro Tag legen. Das Wildbienen-Weibchen legt in ihrem kurzen Leben jedoch nur maximal 30-40 Eier.
Die längste Phase im Leben einer Wildbiene ist die Zeit in der verschlossenen Brutzelle. Aus dem Ei schlüpft nach zehn Tagen eine Larve. Als Ernährungsvorräte dienen Nektar und Pollen, die sich ebenfalls in der Brutzelle befinden. Danach verpuppt sich die Larve und bildet einen Kokon. Bis die neue Wildbiene schlüpft, können etwa elf Monate vergehen.
Die solitär lebenden Wildbienen haben einen Flugradius von etwa 70 bis 500 Metern. Die Honigbiene dagegen kommt bis zu 3 Kilometer weit, – wenn sich diese Reise für sie lohnt. Wegen des kleinen Flugradius brauchen Wildbienen einen Nistplatz, der sowohl Nistmaterial als auch die richtige Nahrungsquelle in der Nähe bietet.
Für die Honigbienen dient Blütenstaub und Nektar als Nahrung. In Form von Honig wird dieser als Vorrat für den Winter eingelagert. Solitär lebende Wildbienen hingegen verbrauchen den Nektar sofort. Sie stellen keinen Honig her.
Es gibt weltweit 9 Honigbienenarten. Von den wilden Vertretern, wie schon eingangs erwähnt, weltweit 30 000 bekannte Arten. Wildbienen haben eine sehr große Vielfalt in ihrem Aussehen. Die meisten Wildbienen sind pelzig behaart, andere sind wiederum etwas kahler. Sie existieren in zahlreichen Farben, Formen und Größe.
Eines haben Honigbienen und Wildbienen jedoch gemeinsam: Sie mögen es gern trocken und warm.